Mag.a Phoebe Frisch berichtete im Gildenweg über das Bundesforum:

Wie bereits in den vergangenen Jahren schaffte das Bundesforum der PGÖ in Zeillern den Rahmen, sich mit aktuellen gesellschaftlichen Themen auseinanderzusetzen und zu informieren. Dieses Jahr widmete sich das Bundesforum den Mangelerscheinungen in unserer Gesellschaft.

Armut ist mehr als ein Mangel an Geld

Einleitend und mit herausragendem Fachwissen führte Frau Dr.in Michaela Moser von der Armutskonferenz in das Thema ein. Wussten Sie, dass in Österreich 1 Million Menschen (12 %) von Einkommensarmut betroffen sind? Doch neben Zahlen und Fakten zu Armut in Österreich und Europa erläuterte Frau Dr.in Moser auch, was es an unterschiedlichen Formen von Armut und Mangelerscheinungen gibt und geben kann. Denn Armut ist nicht immer gleich Armut und ist bei weitem nicht immer mit finanzieller Armut gleichzusetzen. Die Philosophin Martha Nussbaum hat hierzu das Konzept des „Guten Lebens“ geschaffen, in dem sie feststellt, was zu einem guten Leben gehört – wie Emotionen, Integrität, Gesundheit, Gestaltungsmacht –, um nur ein paar wenige zu nennen. Nussbaum setzt ein gutes Leben mit Verwirklichungschancen gleich und meint, dass man dazu das gesamte Konzept beachten muss und nicht nur einzelne Elemente. Wenn ein Element des Konzepts (z. B. „Zugehörigkeit“), nicht erfüllt wird, entsteht ein Mangel. Armut bedeutet also mehr als ein Mangel an Geld. Armut ist ein Mangel an Verwirklichungschancen.

Workshops rund um Mangelerscheinungen

Nach dem informativen Vortrag wurde in den drei Themen-Workshops Armut und Mangelerscheinungen intensiv bearbeitet. Unter der Leitung von Hans Dufek und Leopold Jonas wurden die Säulen und Werte der PGÖ im Licht der Mangelerscheinungen genauer unter die Lupe genommen. Gasttrainerin Dr.in Michaela Starsich erarbeitete mit den TeilnehmerInnen, was das Erkennen von Mangelerscheinungen für sie als Führungskräfte innerhalb der PGÖ bedeutet. Programm machen ist nicht die einzige Führungsaufgabe, ganz im Gegenteil. Was sich sicherlich alle aus diesem Workshop mitgenommen haben, ist, wie wichtig Zuhören ist, darauf zu achten, wie es den Mitgliedern geht und was ihre Bedürfnisse sind. Der dritte Workshop wurde von Frau Dr.in Michaela Moser und Mag.a Phoebe Frisch geleitet, bei dem sich die TeilnehmerInnen fragten, wie sie Mangelerscheinungen erkennen könnten und diskutierten Unterstützungsmöglichkeiten. Hier ging der Blick vor allem in die PGÖ hinein und es wurden Themen wie Alter, Gesundheit, Isolation und Vereinsamung besprochen.

Jahrespreis Gilde-Aktiv, Woodbadge, Infomarkt, Toscana-Abend

Neben all dem aktiven und begeisterten Bearbeiten des diesjährigen Themas fand sich ausreichend Zeit, um die Siegerprojekte des „Jahrespreis Gilde-Aktiv“ zu präsentieren, sechs neuen GildemeisterInnen das Gilde-Woodbadge zu verleihen, sich am Infomarkt zu informieren und sich am gemütlichen Toscana-Abend auszutauschen. Mit vielen neuen Eindrücken, Informationen, Ideen und Erkenntnissen ging das Bundesforum Zeillern zu Ende. Ein gutes Leben betrifft uns alle, fangen wir in den eigenen Reihen an!

Zusammengefasst von Mag.a Phoebe Frisch
Dieser Beitrag erschien zuerst in der Zeitschrift Der Gildenweg, Ausgabe 4/2012, Seite 7.

Einen Kommentar unter dem Titel „Aus meiner Sicht“ verfaßte Traudi aus Linz.

Das Thema des diesjährigen Bundesforums in Zeillern hieß „Mangelerscheinungen in unserer Gesellschaft.“ Eine Sozial-Expertin der österr. Armutskonferenz sprach über sichtbare und unsichtbare Armut unserer Zeit. Die nicht sichtbare Armut betrifft z.B. Rentner mit Mini-Pensionen oder alleinstehende Mütter, deren Einkommen nicht ausreicht ein gutes Leben zu finanzieren. Wie schaut es in unserem Umfeld aus? Manches, ja vieles wird sichtbar, wenn man nur richtig hinschaut.

Der Advent ist die Zeit, wo wir eifrig darüber nachdenken wo und wie wir helfen können. Unsere Gilden sind im Erfinden „Guter Taten“ sehr kreativ. Vom Sozialmarkt, wo gratis Weihnachts-Lebensmittel verteilt werden, bis zur Unterstützung von Behinderten-Einrichtungen. Es wird verkauft und auch von uns gekauft. Am Weihnachtsmarkt, beim Gilde-Standl und sogar am Gildeabend bei unserem „Gilde SalesTable“ (keine Strudl-Party), wo wir Dinge von zuhause mitbringen, um zu verkaufen und im Gegenzug von anderen kaufen. Die Verleihung des Jahrespreises Gilde-Aktiv macht sichtbar, mit welchen Ideen geholfen werden kann.

„25 Jahre Aktion 100“

Eine Hilfe die das ganze Jahr über bei Katastrophenfällen oder persönlichen Schicksalsschlägen angeboten wird, ist die Aktion 100 des Gildeverbandes. Anlässlich des 25. Geburtstag im kommenden Jahr ist es mir ein Anliegen, unseres verstorbenen Blacky Kludak, dem Erfinder dieser Pfadfinderidee, in seiner Funktion als Stadtgildemeister von Wien, zu gedenken. Blacky war begeistert von der Möglichkeit in Notlagen sofort und unbürokratisch nach dem Motto: „Wer schnell hilft, hilft doppelt“, reagieren zu können. Damals erklärten sich alle Gilden bereit, freiwillig für jedes Mitglied ATS 100,– in den Fond einzubringen (aktuell € 15,– ) Beim Jahrhunderthochwasser 2009 in NÖ oder bei Krankheit und Wohnungsverlust konnte deshalb immer kur fristig geholfen werden und die Notfälle wurden von Gildefreund Toni Bruckner immer sorgfältig ausgewählt.

Erfolgreiche Benefizprojekte, vom „Jubiläumswein 2007“, der aus unserem „Wachauer Gilde-Fass“ bis zur letzten Flasche verkauft wurde, über Schilder-Aktion „hier wohnt ein Pfadfinder“ bis zu Gospel- und Glenn Miller Konzerten in Wien wurden unter der Schirmherrschaft unserer Gildeschwester Jutta Weilguny abgeschlossen.

Die Ideen nach dem Spruch: „Alter Wein in neuen Schläuchen” würden uns in vielen Dingen gut tun. „Das Gute gebiert wieder Gutes!“ Es macht das Herz froh, besonders zur Weihnachtszeit!

Frohe Feiertage und ein gesegnetes Fest wünscht Euch

die Traudi aus Linz
Dieser Beitrag erschien zuerst in der Zeitschrift Der Gildenweg, Ausgabe 4/2012, Seite 7.